Mittwoch, 18. Januar 2012

1. Rundbrief vom anderen Ende der Welt!





Hallo, Hello, Hi!


Nun bin ich hier am anderen Ende der Welt etwas mehr als 3 Monate und werde versuchen meine ganzen Eindrücke und Erlebnisse in diesem Rundbrief wiederzugeben. Was eigentlich unmöglich ist. : )
Ich möchte am Anfang noch einmal einen kurzen Überblick geben wo ich bin und bei welcher Organisation ich arbeite.
Ich lebe in Hobart, die Hauptstadt von Tasmanien. Tasmanien ist die größte Insel Australiens, aber ist der kleinste und kühlste Staat Australiens. Erst dachte ich mir: Oh weh. Tasmanien? Noch nie davon gehört. Und so weit weg vom Festland, na das kann ja was werden. Aber Australiens grüner Smaragd des Südens hat es mir angetan! Hier ist es wunderschön! Die Insel besteht zu 37% aus Nationalparks und ein Viertel der Insel ist als UNESCO-Weltnaturerbe ausgewiesen! Auch die Tiere sind so interessant hier. Unter anderem gibt es hier den bekannten Tasmanischen Teufel, Platypus (entenähnliches, fischähnliches Wesen das im Wasser lebt) Googelt einfach mal : ) Dann die Echidnas (Ameisenigel) Wombats und Wallabys (kleine Kängurus), Delphine, Wale und viele, viele mehr. 
Australien zeichnet sich auch durch sein Sozialbewusstsein aus -finde ich. Ich habe noch nie so viele Spendenaufrufe oder Unterstützung sozialer Vereine im Fernsehen gesehen oder die ganzen Werbeplakate, Spendendosen im Supermarkt. Kann sich Deutschland eine Scheibe abschneiden. Auch wird immer wieder darauf hingewiesen welche Anzeichen ein Schlaganfall hat oder das man Feuermelder in seinem Haus haben soll! Respekt. 
Ich arbeite bei der Organisation L´Arche. Diese hat als Konzept: „Wir sind Menschen mit und ohne geistige Behinderung und leben miteinander in Gemeinschaften, die in einem weltweiten Verbund zusammengeschlossen sind. Wechselseitige Beziehungen und das Vertrauen auf Gott bilden die Mitte unseres gemeinsamen Weges. Die L´Arche möchte die besondere Gaben von Menschen mit Behinderung erkennen lassen. Sie sind das Herz unserer Gemeinschaft und rufen andere dazu auf, ihr Leben mit ihnen zu teilen.“ Dieses Konzept hat mich voll und ganz angesprochen und das werde ich unterstützen. Ich lerne viel über die Organisation, das Konzept und die Bewohner (Core Members) bei den wöchentlichen Meetings mit meiner Anleiterin. Das finde ich persönlich sehr wichtig und gut, weil ich mich am Anfang noch etwas schwer getan hab mit dem Englisch, da ich seit 8 Jahren arbeite oder Ausbildungen gemacht habe und dadurch keine Super-sprachkenntnisse hatte. Durch die Anleitungen und die Möglichkeit Fragen zu stellen habe ich mich leichter getan, z.B. den Tagesablauf oder die Finanzierung zu verstehen.
Eine der ersten Fragen, die mir gestellt wurde, als ich ankam war: und hast du einen Kulturschock? Darauf konnte ich ganz klar mit „Nein“! antworten. Es ist fast erschreckend, da bin ich am anderen Ende der Welt. 15.000 km entfernt von Europa und hier bekomm ich (fast) alles, was es bei mir Daheim auch gibt! Aldi und KIK heißen hier Coles und Kmart. Woolworth darf hier natürlich auch nicht fehlen und 2 deutsche Aldi habe ich auch schon gesichtet in Sydney. Verrückte Welt.
Ganz anders ist es aber in dem Haus zu leben in dem ich auch arbeite. Ich hab zwar die letzten 8 Jahre in verschiedenste Einrichtungen gearbeitet, aber es ist natürlich noch einmal ganz anders wenn du mit den Core Members zusammen lebst. Ich finde diese Idee von dem Gründer Jean Vanier klasse.
Es hat auch viele Vorteile in dem Haus zu leben, wo ich “arbeite“. Ich kann später aufstehen, da ich keinen Arbeitsweg hab : ) Hab ich was vergessen, geh ich einfach in mein Zimmer hoch und hol es. Brauch ich ein deutsches Rezept zum Kochen hole ich schnell meinen Laptop runter. Allerdings gibt es auch Nachteile: manchmal wird z.B. in meiner Pause an meine Zimmertüre geklopft (ein Bewohner kommt auch mal ohne anzuklopfen ins Zimmer : ) Und es ist immer was los im Haus. Hört sich toll an, aber irgendwann braucht man auch mal seine Ruhe. Dafür haben wir die Assistantsflat, das ist eine Wohnung die 5 Minuten zu Fuß weg ist und extra für die Live-in-Assistants (Mitarbeiter die im Haus wohnen) gemietet wurde! Ist auf jeden Fall eine klasse Idee und eine gute Möglichkeit abzuschalten oder sich mit Freunden dort zu treffen. 

Nun genug Übersicht. Was hab ich alles erlebt die letzten 3 Monate?
In dieser kurzen Zeit habe ich schon sehr viel aufregende Erfahrungen gemacht.
Ich wurde sehr gut aufgenommen in meinem neuen Zuhause und habe meine Arbeit nach kurzer Zeit begonnen. Ich unterstütze eine Bewohnerin mit Down Syndrom bei den alltäglichen Dingen. Sie hat eine bestimmte Routine morgens und nachmittags wenn sie von ihrer Beschäftigung heim kommt. Ich bin sozusagen ihre Bezugsperson und bin auch für ihre Dokumentation und Medikamente zuständig. Genau so etwas wollte ich in Deutschland machen und hab das jetzt in Australien bekommen : )
Es ist sehr interessant mit ihr zu arbeiten. Sie überrascht mich jeden Tag aufs Neue mit all den Dingen, die sie kann. Auch muss ich mich selbst immer wieder reflektieren und überlegen wie die Bewohnerin noch selbstständiger werden kann. Das fängt schon damit an, dass die Bewohnerin ihre Tasse selbst aus dem Schrank holen kann (wenn sie will!). Sie kann auch ganz schön stur sein und auch mal 1 Stunde beim Essen sitzen. Da ist dann Geduld und Ruhe gefragt. Was ich beides zum Glück habe. Das habe ich oft genug hier herausgefunden  : )
Auch die erste Freizeit haben wir schon zusammen verbracht. In der ersten Januarwoche sind wir mit den Bewohnern nach Launceston gefahren. Die Stadt ist im Landesinneren von Tasmanien. Ich habe die Woche sehr genossen, da wir viele Trips machen konnten mit den Bewohnern und diese so auch ihre Wünsche verwirklichen konnten. So waren wir zusammen schwimmen, eine Bootstour machen, im Platypus/Echidnahaus, Zug fahren und Abends auch mal im Pub mit Einigen. Es war sehr interessant die Bewohner außerhalb des Hauses zu erleben und die Beziehung zu ihnen noch weiter auszubauen. Auch nach dem Urlaub sind die Bewohner noch sehr ausgeglichen gewesen. Daran konnte ich erkennen das sie den Urlaub wirklich genossen haben.
Neben der Arbeit besuche ich seit November einen Englischkurs zwei Mal in der Woche im Migrant Resource Center. Als freiwillige Helferin darf ich den auch besuchen, weil ich das entsprechende Visa habe.
Ich habe viele nette Leute dort kennengelernt und der Unterricht macht viel Spaß, weil die Lehrerin echt lustig ist. Die drei Stunden vergehen dann wie im Flug. 
Auch habe ich im November meinen Fahrtest bestanden. Ich darf jetzt offiziell auf der linken Seite fahren und die Core Members zur Arbeit bringen. Der Test war ganz easy. Die Prüferin und ich sind 20 Minuten durch die Stadt gefahren, das war’s. Ansonsten wartet auf mich noch ein Test über Medikamente und ein Erste Hilfe Kurs. Ich habe zwar einen in Deutschland gemacht, aber der gilt hier leider nicht, weil ich die Begriffe auf Englisch kennen muss. 
Zum Abschluss möchte ich noch von meinen vielen tollen Erlebnissen berichten die ich an meinen freien Tagen machen durfte!
Diese Insel ist einfach der Wahnsinn!
In meiner 2. Woche haben mich meine Kollegen schon auf einen Trip mitgeschleppt. Ich hab nur auf meine normalen Turnschuhe und meinen nicht gerade wandertauglichen Rucksack geschaut und mir gedacht: „Oweia, das kann ja was werden“. Tatsächlich war es ziemlich verrückt in den Craddle Mountains einen kleinen Berg mit Turnschuhen zu besteigen. Besonders weil an dem Tag Schnee, Regen und Hagel waren. Aber der Ausblick und die vielen Stunden in der Natur haben alles Andere vergessen lassen! Meine Turnschuhe blieben mir auch beim South Coast Track treu. Es war ein echtes Erlebnis sich durch den Busch zu kämpfen, Blutegel vom Bein zu entfernen (wähh…) versuchen nicht in die Matschlöcher zu fallen und Wald, Meer, Strand an einem Tag genießen zu dürfen! Das Campen macht auch total viel Spaß. Mit dem richtigen Equipment kann man echt ein leckeres Abendessen zaubern und man wird auch noch satt! : )

Wir waren auch in einer Art Tiergarten mit den vielen Tierarten die auf Tasmanien leben und auf Maria Island, die 40 Minuten mit dem Boot von Tasmanien entfernt liegt. Dort habe ich endlich Wombats gesehen und auch große Kängurus in der Wildnis. Auf Tasmanien leben nur die Wallabys in der Wildnis, nicht die Kängurus. Und eine der giftigsten Schlangen der Welt habe ich auch gesichtet. Sie war 2 Meter neben mir und ist schnell im Dickicht verschwunden: Die Black Tiger Snake. Einfach nur krass, wenn eine der giftigsten Schlange der Welt neben dir kriecht. 
Meinen ersten richtigen Berg (1289 m) habe ich im South-West Nationalpark bestiegen. Die Aussicht war gigantisch. Einfach auf einem Stein sitzen, soviel unberührte, schöne Natur sehen, in die Ferne schauen und vor sich hinträumen! 
Mein absolutes Highlight war Weihnachten, das ich mit Anna-Maria am Strand verbracht habe und meine Woche in Sydney. Die Stadt an sich hat mich jetzt nicht wirklich beeindruckt, aber die vielen Trips zu den Stränden, dem Zoo und den Blue Mountains waren einfach super. Silvester in Sydney was ein absoluter Traum! Was für ein Bild: Brücke mit Oper und einem Riesenfeuerwerk! Ein Anblick, den ich nicht vergessen werde! Trotzdem habe ich mich wieder auf die Rückreise nach Tasmanien gefreut  : )
Strände, Berge, Nationalparks, Wallabys, Wombats um dich herum, Sonnenaufgang am Morgen und das Rauschen des Meeres, lassen dich echt in Versuchung kommen, dich selbst zu kneifen und zu fragen: 
Träum ich oder bin ich wach? 


Vielen lieben Dank noch mal an alle meine Unterstützer und treuen Leser! Einfach toll das ihr soviel an mich denkt und mit mir Kontakt haltet! Danke für eure Briefe und Päckchen : )

Eure Debora






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